Kunst im Quartier – Kunstplätze -> zum Grundsatzpapier

 

Himmel über Bern

Der hellblaue Himmel am Freudenbergerplatz ist wieder trübem Grau ­gewichen. Das Künstlerduo BURGHARD aus Berlin hatte ihn unter das Autobahn­viadukt ­gehängt und dazu ein Denk-Atelier im Freudenberg-Zentrum eingerichtet – als Projekt der städtischen Kommission «Kunst im öffentlichen Raum» (s. QUAVIER Nr. 84, S. 4). Wir fragten die Künstler Romy & Stef Richter fernschriftlich nach ihren Eindrücken:

 

Wieviele Menschen haben Ihr «Freudenberger College» im 3. Stock des Zentrums aufgesucht?

Ganz ehrlich: Ohne die Veranstaltungen wäre es eine verschwindend geringe Zahl gewesen, die den Weg in den 3. Stock fand. Umso mehr Zeit

hatten wir für die spärlichen Besucher. ­Einige kamen im Laufe der  Veranstaltungen immer wieder.

 

Welche Anregungen, die diesem Denk-Atelier entsprungen sind, haben es Ihnen besonders angetan?

Für uns war es wichtiger, dass die Besucher mit Anregungen nach Hause gingen. Entsprechend hatten wir rund 50 Beispiele von ­anderen «schwierigen» Plätzen mitgebracht, die teilweise auch trotz Autobahnlärm und -gestank tolle Lösungen gefunden hatten. Für uns war der Austausch mit den Leuten von der ETH ein Höhepunkt. Den Platz aus verschiedenen Fachrichtungen zu beleuchten und zu ­einer machbaren Lösung zu kommen: Das hat uns sehr überzeugt. Dass dann ein noch durchdachterer  Entwurf für die Neuordnung des Platzes aus dem Quartier kam, fanden wir

­super! Wir hoffen, die Zusammenführung der Fahrspuren wird in den nächsten Jahren umgesetzt, damit der Freuden-bergerplatz, der ­bisher eigentlich nur Autobahnauffahrt ist, endlich wirklich so etwas wie ein Platz werden kann.

 

Wie beurteilen Sie insgesamt dieses Kunst-Experiment und das Echo der Bevölkerung ­darauf?

Da die Stadt für den «Himmel von Bern» leider nicht geworben hat, kam die Resonanz vor ­allem von den Passanten, die den Platz tagtäglich nutzen. Es gab jede Menge «Daumen hoch» und aufmunternde Worte. Wenig Verständnis gab es dafür, dass der Himmel nicht bleiben sollte. Für seinen Fortbestand wurde sogar eine Petition begonnen und vielfach unterschrieben, aber es war von Beginn an Teil des Auftrages, eine nur «temporäre Intervention» zu realisieren. Wir hoffen, der Himmel bleibt in den Köpfen und bewegt dort etwas.

 

Möchten Sie uns eine abschliessende Botschaft ins Quartier senden?

Wir haben die Zusammenarbeit mit den Menschen aus dem Quartier außerordentlich genossen! Verschiedene Kooperationen wären ohne die Vermittlung durch die Quartierve rtretung, namentlich Sabine Schärrer, nicht zustande gekommen. Wir gehen davon aus, dass sich das kooperative

Format – eingeladene Künstler/lokale Aktivisten/engagierte Bürger – dauerhaft in den Gremien der Stadt durchsetzen und in der Umsetzung noch bessere Unterstützung finden wird. Bern hat mit seinen lebendigen Quartieren ein grosses Potenzial, hier zum Vorreiter zu werden (siehe STEK). Wir sind sicher, das könnte fruchtbar für alle Beteiligten sein und über die Grenzen der Stadt hinaus Wirkung entfalten. Für alle Interessierten besteht weiterhin die Möglichkeit, unter www.derhimmelvonbern.ch, insbesondere unter der Rubrik «blog», den Ablauf und die Ergebnisse unserer Intervention einzusehen.

Besten Dank! (Das Interview führte Andreas Rapp)

Der temporäre Himmel wird montiert.